Abancay - Die Arbeit ruft
von Talja
31. Juli - 12. August 2022
Endlich hat es geklappt! Schon länger hatten wir uns vorgenommen, unterwegs zu arbeiten, aber entweder zu kurzfristig angefragt oder Angebote bekommen, die für uns ungünstig waren. Dann heißt uns Wilman auf seiner Finca in der Nähe von Abancay herzlich willkommen. Max ist skeptisch, weil Wilman ohne Satzzeichen und dafür mit vielen Tippfehlern schreibt, sodass wir ab und an rätseln, was er uns eigentlich sagen möchte. Ich kann Max dennoch überzeugen, den Weg von Arequipa ins ferne Abancay anzutreten. Erst tuckern wir über Nacht nach Cusco, halten uns für ein paar Stunden im Stadtzentrum auf, danach ins 5 Stunden entfernte Abancay. Natürlich braucht der Bus etwas länger und wir kommen im Dunkeln an. Und die Taxifahrer? Die haben im Dunkeln keine Lust, 20 Minuten den Berg hochzufahren und geben vor, das Dorf, in dessen Nähe Wilmans Anwesen ist, gar nicht zu kennen. Also bleiben wir für eine Nacht in der Stadt, bevor es Montag früh ins Unbekannte geht.
Das hier sind Wilman (34) und seine Eltern Sofía (57) und Jorge, unsere Gastgeber für die nächsten zwei Wochen. Eine sehr herzliche Familie, die ich in den nächsten zwei Wochen sehr in mein Herz schließen werde. Die drei eint ein Mammutprojekt und an kreativen Ideen mangelt es ihnen sicher nicht. Aus dem großzügigen Stück Land, dass Sofía ihre Eltern vererbten, soll ein landwirtschafticher Hof entstehen, mit Produkten zur Selbstversorgung und für den Verkauf. Außerdem möchte Wilman Unterkünfte für Ökotouristen anbieten. Wilman selbst ist gelernter Agronom. Nach ein paar Jahren in seinem Beruf, in dem er, wie er meint, Bauern, die ihr Leben lang Erde bewirtschaften, erklärt, was sie zu tun und zu lassen haben, hat er das Bedürfnis, eigene praktische Erfahrungen zu sammeln, was mit eigenen Händen zu schaffen (Anmerkung von Max: Was'n Satz!). Sofía ist gelernte Psychologin und hat in verschiedensten Organisationen gearbeitet. Mutter und Sohn zieht es aber aufs Land. So beschließen sie 2018, das geerbte Stück Land urbar zu machen. Zu dem Zeitpunkt steht auf dem Grundstück nichts bis auf ein altes kleines Häuschen und ein paar Bäume.
Besagtes Häuschen ist das, was ihr da links hinter dem Neubau erahnen könnt. Im Pandemiejahr 2020 gibt es von der peruanischen Regierung Fördergelder für Hausbauten. Damit kann die Familie den Rohbau für ihr zukünftiges Haus fertigstellen. Wilman kündigt seinen alten Job und konzentriert sich auf die Hofarbeit. Nebenbei arbeitet er 18 Stunden die Woche im Fitnessstudio, um laufende Ausgaben zu decken. Auch Sofía hängt ihren alten Job an den Nagel. Sie kümmert sich um die Tiere, um die Gemüsebeete und betreibt einen kleinen Laden für Familien nebenan. Das nächste Dorf ist nämlich ein paar Kilometer entfernt. Hier oben betreiben alle Landwirtschaft, darunter zum Beispiel auch die Familien von Sofías zwei Schwestern. Das Anwesen von Wilmans Familie liegt auf 2800 m Höhe, das nächstgelegene Dorf Huayllabamba auf ca. 3000 m. Die höchste Erhebung misst über 5000 m, da lebt allerdings keiner mehr. Jorge arbeitet unten in der Stadt in der Fahrzeugzulassung und als Fahrschulprüfer. Zur Finca bzw. chacra (Bauernhof, so nennen sie den Hof) kommt er deshalb nur am Wochenende. Im neugebauten Haus schläft also bisher nur Sofía. Und wo schlafen wir?
Hier drüben, im alten Haus der Urgroßeltern. Vanni meint beim Anblick des Bildes: "Da sieht ja unser Holzschuppen zu Hause besser aus". Fairerweise muss man dazusagen, dass das neue Haus noch längst nicht fertig ist. Im oberen Stockwerk fehlen Fenster, Anstrich und Möbel; auch Sofías "Zimmer" im Erdgeschoss mutet sehr provisorisch an. Da Julie, unsere Mitfreiwillige aus den USA, das vordere Zimmer bewohnt, steht uns dieses Luxusapartment zur Verfügung. Spaß beiseite, hätte mir jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass ich in so einer Staubkammer schlafen könnte, ich hätt's ihm nicht geglaubt. Hier haben Staub und Spinnen ihr Regiment. Max' Stauballergie schlägt so richtig zu, bis wir auf die Idee kommen, er könnte mit einer OP-Maske schlafen.
In Woche zwei erfahren wir ein deutliches Upgrade. Julie zieht weiter und wir ziehen ins vordere Zimmer um. Im Vergleich zum anderen begegnet uns dieses doch deutlich freundlicher, heller und etwas weniger staubig. Außerdem gibt es einen Balkon. Man sieht, der Kontrast macht's.
Gleich an unserem ersten Tag dürfen wir an einer Zeremonie teilhaben. Die Familie hat indigene Wurzeln, Sofía und Jorge sprechen Quechua. Am 1. August feiern wir den für sie größten Feiertag des Jahres, das Neujahr der Pachamama, der Mutter Erde. Die nächsten 12 Tage dokumentieren Sofía und Wilman akribisch das Wetter. Dem Kalender der Inka nach wird das nächste Kalenderjahr (ab August 2023) so wie das Wetter der nächsten 12 Tage. Wenn es zum Beispiel am 2. August regnet, wird der September 2023 als regnerischer Monat erwartet.
Und was gibt es auf dem Hof so zu tun? Mehr als genug. Die Familie hat Hühner, cuys (Meerschweinchen), zwei Hunde und eine Katze. Meerschweinchen sind in Peru keine Haustiere wie bei uns, sondern die Nationalspezialität. Ihr Fleisch gilt als eines der leckersten und wird zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen und Hochzeiten serviert. Da während unserer Anwesenheit kein solches Event ansteht, können wir die cuys zum Glück nur lebendig bewundern, so werden sie auch weiterverkauft. Den Großteil der Arbeit macht jedoch das riesige Grundstück aus. Es gilt Erde vorzubereiten, zu bepflanzen, zu jäten und zu ernten. Neben Gemüsebeeten werden Obststräucher angepflanzt. Als zukünftige Einnahmequellen wird Hoffnung in Avocados und Schnittblumen gesetzt. Das alte Haus soll renoviert und erhöht, das neue fertiggestellt werden. Außerdem möchte Wilman (ordentliche) Hütten für zukünftige Freiwillige errichten.
So graben Max und Wilman in der Woche einige Löcher und wir pflanzen Chilis, Pfirsiche, Avocado- und Kirschbäumchen. Als abono (Dünger) verwenden wir Meerschweinchenmist. Dieses kommt eine Handbreit in die Kuhle, dann wird die Pflanze reingesetzt und dann mit Erde zugeschüttet. Um die Pflanze düngen wir noch einmal kreisförmig. Außerdem pflanzen wir Rote Beete, Koriander und Möhren. Dafür lockern wir Erde großflächig auf, streuen die Samen und mischen sie mit dem Rechen unter.
Da die Beete am Hang liegen, muss die Ernte leider auch bergauf getragen werden. Traditionell wird das geschnittene Gras für die Tiere bzw. das Gemüse auf ein Stofftuch gelegt und dieses dann an den vier Enden zusammengenommen und auf dem Rücken hochgeschleppt. Ich bin immer wieder fasziniert, was für eine Last Sofía und andere Nachbarsfrauen auf die Art und Weise hochtragen können. Ich habe auf dem Bild auch ordentlich aufgeladen. Allerdings kommt Max mir auf halbem Weg entgegen und nimmt die Last ab.
Damit Sofía nicht mehr täglich Wasser von oben nach unten schleppen muss, wenn sie Hühner und Meerschweinchen füttert, soll eine Wasserstelle direkt an den Ställen her. Also graben wir mit Spitzhacken eine ca. 40 Zentimeter tiefe Rinne und verlegen einen Wasserschlauch. Eine befriedigende, wenn auch schweißtreibende Arbeit. Manchmal stoßen wir auf Stein und müssen ihn mit der spitzen und schmalen Seite der Hacke mühsam aufspalten.
Ein Beweisfoto, dass auch ich mitgemacht habe. Zwischendurch lege ich immer wieder eine Pause ein, um die abgetragene Erde aus der Rinne zu holen. Apropos Wasserversorgung - ich fühle mich hier ein wenig in meine Kindheit im Dorf zurückversetzt. Sechs Tage lang haben wir nämlich kein fließend Wasser und müssen welches in Kanistern von der Wasserstelle nebenan holen. Doch auch die restlichen Tage gibt es nur kaltes Duschwasser. Dabei ist es früh und abends, wo wir Zeit zum Duschen haben, draußen sehr kalt. Ergo fällt Duschen in den 2 Wochen spärlich aus und muss einer Katzenwäsche weichen.
Drei Tage lang zimmern Wilman und Max ein Wellblechdach für den Hühnerstall zusammen. Davor bedeckte ihn eine löchrige Plane. An unseren letzten Tagen herrscht große Aufregung im Hühnerstall. Einige Hennen haben Nachwuchs bekommen. Während sich die eine Henne nicht um ihre Kleinen kümmern will, haut eine andere samt Küken durch ein Loch im Zaun ab. Sofía reicht uns eines nach dem anderen über den Zaun und wir halten die federleichten zirpenden Wesen in unseren Händen, bis alle sicher drinnen sind.
We proudly present: Die Nachbarn der Hühnchen. Immer, wenn wir den Meerschweinchenstall betreten, quickt es von allen Ecken und Enden. Umso mehr, wenn Sofía mit dem Futter reinkommt. In bestimmt 12-15 Netzen hocken jeweils 4 bis 6 Nager. Zu fressen bekommt sie ein Getreidegemisch sowie alfalfa (Luzerne), die extra für sie angebaut wird. Praktisch ist: Luzerne wächst unglaublich schnell und kann alle 15 bis 20 Tage über 7 Jahre lang geschnitten werden, bevor ihr Ertrag abnimmt. Dann müssen die Felder umgegraben und neu bepflanzt werden.
Da sitzen wir fröhlich mit einer Sichel bewaffnet beim Luzerneschneiden. Wichtig ist, den Bund möglichst bodennah abzuschneiden, damit sie ordentlich wieder nachwachsen kann. Im Vergleich zum Feld mit allerlei verschiedenen Gräsern und Unkraut, das wir die Tage zuvor beschnitten haben, macht die Luzerne deutlich mehr Spaß. Immer dabei sind die beiden Hunde Mushu und Muña. Mushu hat Wilman als Welpen aus dem Tierheim geholt, er ist gerade einmal ein Jahr alt. Muña ist ihm bei einer mehrtägigen Wanderung durch tiefstes Gebirge zugelaufen und seitdem nicht von seiner Seite gewichen. In unserer ersten Woche tollen die beiden wie wild auf dem Grundstück und begleiten uns auf Schritt und Tritt. Ihre Energie ist unerschöpflich.
Bis am Wochenende ein schreckliches Unglück geschieht. Wir hören beim Arbeiten auf einmal Wilman und Sofía von oben schreien und weinen. Als wir hochstürmen, erleben wir Mushu in einem schrecklichen Zustand. Er hat sich scheinbar an einem der Grundstücke bergab an einem Hundeköder vergiftet. Das kam in der Vergangenheit auch schon bei anderen Hunden aus der Nachbarschaft vor. Wir alle sind wie gelähmt, Sofía und Wilman versuchen, ihm eine Seifenlösung zu verabreichen, um ihn zum Erbrechen zu bringen. Wilman versucht außerdem, einen Veterinär in der Stadt zu erreichen, doch keiner kann oder will hochkommen. Die Familie hat kein Auto da, auch die Nachbarn besitzen keines. Als ich vorschlage, ein Taxi anzuhalten, meinen sie, es würde keines einen Hund mitnehmen, schon gar nicht in dem Zustand. Trotzdem versuchen wir es. Sie haben aber leider recht. Das zu verstehen, fällt mir sehr schwer. Wie kann man nur, wenn Tier und seine Besitzer in solcher Not sind? Hier sind aber Hunde leider keine Haus-, sondern Nutztiere, die Bewacher des Hauses. Ihr Leben scheint nicht so viel wert zu sein. Aus Verzweiflung packen wir den Hund in einen Sack, Julie setzt sich zu Wilman aufs Motorrad und hält das arme Tier auf dem Schoß, Blut kommt ihm aus dem Maul. Sie fahren los und kommen einige Minuten später zurück, komplett verweint. Max und Wilman schaufeln ein Grab und beerdigen ihn. An jenem Mittagstisch sind wir alle sehr, sehr bedrückt. Und doch finde ich es schön zu sehen, wie die beiden in den nächsten Tagen mit diesem Verlust umgehen. Wir trauern, aber wir erinnern uns gemeinsam auch an all die schönen Momente und an das definitiv sehr glückliche Leben, das dieser junge Hund bei Wilman und Sofía hatte.
Auch Muña trauert um seinen geliebten Spielfreund. Wilman verspricht, dass er bald einen neuen Kameraden bekommt. Wir fahren am Wochenende für einen Tag in die Stadt. Als wir wiederkommen, ist Muña außer sich vor Freude und hört gar nicht auf, um uns herumzuspringen. Ich freue mich auch sehr, ihn wiederzusehen. Max...naja. Vielleicht weiß manch einer von euch, dass er ein etwas kompliziertes Verhältnis zu Hunden hat. Unsere Taxifahrt in die Stadt gestaltet sich übrigens abenteuerlich. Uns inkludiert fahren 9 Insassen im Pkw mit: Zwei Kinder, sechs Erwachsene und ein halbes Schwein. Auf Anfrage könnt ihr den schweinischen Fotobeweis zugeschickt bekommen. Für die Allgemeinheit ist er eventuell ein wenig heftig.
Um ehrlich zu sein, Abancay ist eine hässliche Stadt. Wir schlendern durch Straßen voller grauer, heruntergekommener Betonhäuser. Lediglich der Plaza de Armas ist ganz ansehnlich. Das macht aber nichts. Wir verbringen den Freitagabend und Samstagvormittag in unserem sauberen Hotelzimmer. Fast schon schade, dass Max nicht aufgezeichnet hat, wie ich beim Betreten des Zimmers vor Freude ausgeflippt bin. Wir haben hier richtige Bettwäsche, eine warme Dusche, WLAN; keine Spur von Staub oder Spinnen. Hach, allein für diese Euphorie hat sich die "rustikale Wohnerfahrung" bei Wilman und Sofía gelohnt. Am Samstagvormittag schauen wir das erste Spiel Bremens nach Rückkehr in die Bundesliga (2:2 gegen Wolfsburg) und gehen mittags ins Lando essen. Ein paar schöne Ecken hat Abancay also doch. Was Abancay außerdem hat, ist eine Pasta-Manufaktur. Wie bereits bei Sofía, schmeckt die Pasta auch hier wie frische Pasta - total lecker! Sie schwimmt in einer sämigen Paprikasoße und leistet Champignons Gesellschaft. @Henna, soweit bin ich schon. Erinnerst du dich an das gebratene Gemüse, das wir mal gemacht haben? Da durften Champignons nur hauchdünn geschnitten und knusprig gebraten rein. Auch Max' chifa, der chinesisch-peruanischer gebratener Gemüsereis, überzeugt auf voller Linie.
Samstagnachmittag sind wir zurück auf dem Hof und ich freue mich riesig. Ich habe die frische Luft und die Ruhe hier oben vermisst. Als wir Sonntag nach einem arbeitsreichen Vormittag am Mittagstisch sitzen, erzählt Max, dass er auf der Reise bisher nur einmal Fußball gespielt hat. Zufällig treffen sich die Einheimischen in Huayllabamba, dem nächsten Dorf bergauf, genau Sonntagnachmittag zum Kicken. Also nichts wie los. Wilman, Max und ich wandern hinauf. Erst rollen sich nur ein Vater mit seinem kleinen Sohn den Ball hin und her, doch auf einmal füllt sich der Platz. Von allen Richtungen kommen Jungs und Männer herbei, 18 Mann stehen letztendlich auf dem Platz. In den nächsten anderthalb Stunden verausgaben sich Max und Wilman auf 3000 m Höhe, spielen sich gegenseitig tolle Pässe zu und Max schießt zwei schöne Tore. "Mann, geht das auf die Pumpe", meint Max zwischendrin. Macht man halt nicht alle Tage, Fußballspielen in solcher Höhe. Es sei denn, man kommt von hier. Am nächsten Tag: Max humpelt, weil er beim Fußball umgeknickt ist und Wilman kommt gar nicht erst zum Hof, weil er einen gemeinen Muskelkater hat. Zum Glück kommen beide schnell wieder auf die Beine.
Und was essen wir eigentlich die zwei Wochen? Gerade Max und ich, als altbekannte Feinschmecker, haben durchaus Sorge, was hier auf dem Land auf den Tisch kommen könnte. Wir werden jedoch sehr positiv überrascht. Wir essen bei Sofía sehr lecker, gesund und vor allem genug - letzteres ist ja häufig Max' größte Sorge. Außerdem lernen wir viele neue Lebensmittel und Gerichte kennen. Hier zum Beispiel rösten wir Mais im mobilen Miniofen.
Ein typisches peruanisches Frühstück. Es gibt Pellkartoffeln, Avocado, gerösteten Mais, Käse von der Nachbarin und selbstgemachte Soja-Quinoa-Milch. Kartoffeln und Avocados, hier palta genannt, stehen auf dem Hof auf der täglichen Speisekarte. Ein Highlight für uns ist immer die Milch. Dazu püriert Sofía über Nacht eingeweichte Sojabohnen und Quinoakörner und kocht die Flüssigkeit mit Zimt und Zucker auf. Wir schauen uns ab, wie die Familie Maiskörner in ihre Milch tunkt und rauslöffelt. Schmeckt gleich viel besser, als sie trocken zu essen.
Zweimal backen wir im großen Lehmbackofen draußen Brötchen und Baguette. Julie hat vor Peru zwei Monate in Chile verbracht. Bei ihrem dortigen Freiwilligenprojekt haben sie jeden Abend Brot gebacken, da Lebensmittelpreise in Chile unerwartet hoch sind. Deshalb ist Julie unsere Brotbackmeisterin. Schmeckt auch wirklich deutlich besser als die typischen süßlichen "3-Stück-für-1-Sol-(25-cent)-Abancay-Brötchen".
Und einmal, da ist Julie aber schon weg, Pizza. Naja, es sind noch keine Pizzameister vom Himmel gefallen. Der Boden hat letztendlich "American Pizza"-Dicke, schmeckt aber trotzdem super.
Ein Geschöpf im Haushalt hat immer den größten Hunger: Katze Silvestre. Die Katze verfügt eigentlich über genau zwei Aggregatszustände - entweder sie schläft oder sie bettelt in einer extrem nervigen Miau-Frequenz um Fleisch. Zu ihrem Leidwesen kriegt sie das aber selten. Wir essen nämlich größtenteils vegetarisch. Sofía zaubert täglichen unglaublich leckeren Gemüsereis, Suppen, Eintöpfe und Salate.
Täglich dabei: Avocado. Hier seht ihr das Ergebnis einer unserer Jagden. Normalerweise ersteht die Familie nämlich Avocados auf dem Markt, die gibts hier sehr günstig in aller Hülle und Fülle. Die eigenen Avocadobäumchen tragen noch keine Früchte. Mit einer Ausnahme: Auf dem Grundstück gedeiht ein Avocadoriese in gigantesken Höhen. Der Baum wurde nie beschnitten und ist wild vor sich hergewachsen. Sofías Mann Jorge hat jüngst schon alle Avocados in 3-4 Metern Höhe heruntergeholt. Und die ab 5 Metern? Gibt es eine Mögilchkeit, irgendwie an die ranzukommen?
Wir probieren's mit Baumschütteln und mit einem langen Stock. Keine Chance, die Avocados hängen zu fest an ihren Ästen. Da hat Baumeister Max eine bessere Idee. Er verdrahtet eine Sichel ans oberste Stockende. Schon ist das perfekte, scharfe Jagdinstrument geschaffen.
Unter immenser Anstrengung balanciert er den wuchtigen Stock auf Hüfte und Oberschenkel und schneidet so die Avocados vom Baum. Ganze 22 Stück ernten wir auf die Art und Weise. Danach ist höhentechnisch Schluss. Wir freuen uns wie Schneekönige über unsere eigenen Avocados!
Und was machen wir in unserer Freizeit am Abend? Da nutzen wir diese tolle Terrasse hier oben, die Wilman mit Freiwilligen eigenhändig in die Erde gestampft hat.
Wir lesen und genießen die Aussicht.
Und wir haben eine Planking-Challenge am Laufen, bis ich keine Lust mehr habe (zugegebenermaßen ist das ziemlich schnell der Fall). Eigentlich planken wir jeden Tag sukzessive 2 Sekunden mehr und sind gerade bei 50 Sekunden, als Max eines Tages einfach mal 307 Sekunden (5 Minuten 7 Sekunden) im Unterarmstütz bleibt. Ich bin beeindruckt! Könnt ihr gerne mal ausprobieren.
Vom Hof aus machen wir einen Spaziergang an einem Bach entlang und genießen eine traumhafte Aussicht in die Berge.
Und dann ist es geschafft. Wir frühstücken am letzten Tag gemeinsam und schießen noch ein paar Abschiedsfotos. Wilman, Sofía und Jorge - wir werden euch und euren Hof wunderbar in Erinnerung behalten. Nach diesem Auftakt in der Freiwilligenarbeit sind wir uns sicher - das soll nicht unsere letzte Arbeitserfahrung während der Reise gewesen sein.