Titelbild

Arequipa - Eingebettet zwischen drei Vulkanen

von Talja

23. Juli - 30. Juli 2022

Nach Nasca besuchen wir Arequipa, die ciudad blanca (weiße Stadt), und wie so viele sagen: Die schönste Stadt Perus? Einschließlich unserer zweitägigen Wanderung durch den Colca-Canyon bleiben wir hier eine ganze Woche und haben somit genügend Zeit, uns einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
Im Südwesten Perus erhebt sich die mit etwas über einer Million Einwohnern zweitgrößte Stadt Perus auf 2335 m über dem Meeresspiegel. Die Höhe ist zum Glück noch nicht so hoch, dass sie einem aufs Gemüt schlagen würde. Was bereits bei der Anreise mit dem Nachtbus in der aufgehenden Morgensonne beeindruckt: Arequipa liegt zwischen drei Vulkanen, dem Misti (5822 m), dem Chachani (6057 m) und dem Pichu Pichu (5665 m).

Willkommen in Arequipa

Beim Schlendern durch die Stadt könnte man meinen, man wäre in einer gut erhaltenen Großstadt Europas. Vor allem der Plaza de Armas, der Hauptplatz der Stadt, lädt zum Verweilen ein. Tagsüber ist er sonnendurchflutet und wir lauern während unseres Aufenthaltes mehrfach auf eine freiwerdende Bank.

Kathedrale

Direkt am besagten Hauptplatz befindet sich diese mächtige Kathedrale, die Basilica Catédral di Santa María. Hinter ihr ragt der Vulkan Misti auf. Doch warum wird die Stadt ciudad blanca genannt? Und was hat es mit Arequipas Namen auf sich?
Zuerst einmal lernen wir, dass sich der Stadtname Arequipa einer Legende nach von Ari qipay bzw. Ari quepay abgeleitet haben soll, was auf Quechua, der indigenen Sprache der Inka, so viel wie "Ja, bleibt!" heißt. Bei der Ankunft im Tal sollen die indigenen Ureinwohner den Inka Mayta Capac um Erlaubnis gebeten haben, die Region besiedeln zu dürfen, weil sie von seiner Schönheit und dem milden Klima begeistert waren. Daraufhin soll der Inka Ari quepay, d.h. "Ja, bleibt!" geantwortet haben.
Nach der Eroberung im Jahr 1540 suchten die Spanier nach einem geeigneten Material für ihre Kolonialbauten und fanden dies schließlich in Sillar, einem weißen Vulkangestein, an welchem es in der umliegenden Region ein reiches Vorkommen gab. Sillar ist weich, leicht und robust - deshalb eignete es sich perfekt für die Konstruktion der imposanten Kirchen und Regierungsgebäude, die den Kern Arequipas charakterisieren.
Da Arequipa an der Grenze der Nasca- und der pazifischen Platte liegt, war es in der Vergangenheit außerdem immer wieder von Erdbeben betroffen. Im 19. Jahrhundert wurde der Großteil der Stadt zerstört und musste wieder neu aufgebaut werden.

Chachani-Blick

Unsere sechs Nächte in Arequipa nächtigen wir im Arequipay Backpackers Hostel und genießen einen feinen Blick auf den zweiten Stadtvulkan, den Chachani. Dieser gilt als wohl der am leichtesten zu besteigende 6000er der Welt. Man muss sich zwar für die Höhe akklimatisieren und der Aufstieg kann je nach Anfangspunkt mehr oder minder anstrengend sein, jedoch wartet Chachani im Gegensatz zu anderen 6000ern mit kaum technischen Schwierigkeiten auf.

Riesenkaktus

Außerdem gedeiht im Hostelgarten ein ganz schön beeindruckender Riesenkaktus. Dabei sind wir ja gar nicht mehr in Mexiko...

Fußballspiel

Gleich an unserem ersten Abend in Arequipa statten wir dem heimischen Fußballverein FBC Melgar einen Besuch ab.

Misti II

Der Ausblick im Stadion ist durch den Misti im Hintergrund atemberaubend. Genauso atemberaubend ist auch der Preis, den wir zahlen: Gerade einmal umgerechnet 3 € pro Person. Weniger vom Hocker haut uns die magere Spielqualität und Zuschaueranzahl im Stadion. Max meint: So ungefähr deutsches Dritte Liga-Niveau. Auch die Stimmung kennt er von Stadionbesuchen deutlich beschwingter.
Zwei Wochen später lädt uns Jorge, der Mann unserer Gastgeberin bei der Freiwilligenarbeit zum Fußballschauen ein. Es sei gerade Viertelfinale der Copa Sudamericana, dem wie wir uns später belesen "Europa-League-Äquivalent" Südamerikas. Und wer spielt? Melgar (Arequipa) gegen Internacional Porte Alegre (Brasilien). Im Elfmeterschießen gewinnt Melgar und zieht ins Halbfinale ein.

Geschecktes Lama

Peru ist wohlbekannt das Land der Alpakas und Lamas. Im Mundo Alpaca, einer Art Textilmanufaktur und Museum, machen wir erste Bekanntschaft mit den kuschligen Vierbeinern. Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen das wohl gescheckteste Lama der Welt.

Die Lamas und ich

Auf unserer Stadtführung erfahren wir, dass es neben Lamas und Alpakas, den beiden domestizierten Arten der Neuweltkamele noch Vikunjas und Guanakos, zwei wildlebende Arten, gibt. Vikunjas sind kleiner als Guanakos, außerdem war ihre Population stark bedroht und wird durch Schutzprogramme langsam wieder vergrößert. Da man lediglich ihr Halsfell schert, braucht man acht bis neun Vikunjas für ein Kilogramm Wolle. Deshalb kostet ein solches Kilogramm 400 Euro und ein Pullover aus Vikunja-Wolle circa 2000 Euro. Naja, so spendabel war Max dann doch nicht, mir einen zu kaufen.

Langhaarexemplar

Es gibt nicht nur Langhaarmeerschweine. Auch unter den Alpakas finden sich solche zotteligen Exemplare. @Marianna und @Roman, ihr erinnert euch bestimmt auch noch an die Zottel-Alpakas bei unserer Wanderung in Hohenbucko, oder?

Babyalpaka

Auf den Straßen Arequipas sieht man ein paar Frauen in traditioneller Kleidung, zwei Babyalpakas im Gefolge. Wir müssen zugeben, wir finden sie unglaublich süß, streicheln sie und lassen uns dann zu einem Foto hinreißen.

Babyalpaka II

Die Alpakas sehen gut gepflegt aus. Als wir etwas darüber nachdenken, hat die Aktion aber auch einen bitteren Nachgeschmack. Schließlich sind die beiden noch Babys und sollten bei ihrer Mutter auf der Wiese stehen, statt in der Stadt durch unzählige Touristenhände zu gehen. Die Frauen nutzen die Tiere als Einnahmequelle, sie lassen sich die Fotos gut kosten. Schwierig.

Vor dem Rafting

Durch Arequipa fließt der Rio Chili. Und auf dem soll man gut raften (Wildwasserbootfahren) können. Da unser Hostel ein ganz schön gutes Angebot parat hat und ich im Gegensatz zu Max noch nie White Water Rafting gemacht habe, schlagen wir zu. Wir gehen mit zwei deutschen Jungs und unserem Guide Ollantay ins Boot. Den Schönheitspreis gewinnen wir in diesen Outfits sicher nicht.

Achtung Welle

Ollantay ist ein witziger Typ und gibt neben einer Menge guter Laune auch ordentliche Kommandos. So manövrieren wir uns zwischen Paddeln, Auf-Der-Bootskante- und Ins-Boot-Setzen durch die ersten kleineren Wellen. Auch wenn ich vielleicht nicht so aussehe, macht die ganze Aktion großen Spaß. Felix und ich verstecken uns in zweiter Reihe hinter den beiden Rafting-Erfahrenen, was auch den Vorteil mit sich bringt, dass wir weniger nass werden.

Mittendrin

Spätestens an diesem Punkt bleibt aber keiner von uns trocken. Als wir auf diesen riesigen Stein mitten im Fluss zusteuern und Ollantay uns letzte Befehle gibt, glauben wir nicht, ihn auf irgendeine Art und Weise im Boot sitzend überwinden zu können. Eigentlich hieß es, hier ist Leuten nie was Ernsthaftes passiert, just in dem Moment bin ich mir da sehr unsicher. Nagut, Ollantay erwähnt, dass er erst gestern an der Stelle selbst ins Wasser gefallen ist.
Und doch, eng beinander hockend im Boot geht es irgendwie. Wir kommen hindurch, ohne Bekanntschaft mit dem eiskalten Wasser zu machen. Was für ein Adrenalinkick!

Erwachsene Teletubbies

Hier sehen Sie zwei erwachsene Teletubbies in ihren hautengen Neoprenanzügen nach der Bootsfahrt.

Kloster

An unserem vorletzten Arequipa-Tag entscheiden Max und ich uns für ein Individualprogramm. Ich besuche das Kloster Santa Catalina. Erst seit einigen Jahren ist das 20.000 m² große Kloster, was praktsch eine kleine Stadt für sich in der Stadt ist, für die Öffentlichkeit zugänglich. Davor duften 400 Jahre lang nur die Nonnen und ihre Bediensteten die Klosteranlage betreten. Heute leben noch 20 Nonnen in einem Seitenflügel, der von Außenstehenden nicht betreten werden darf.
Ich verliere mich in den ewig langen Gängen und ehemaligen Schlafkammern, in der Kapelle und im Gemäldesaal. Die Anlage ist wirklich schön und erlaubt durch ausführliche Beschilderung, in das andersartige und faszinierende Leben der Nonnen einzutauchen.

Rocoto relleno

Nach dem Klosterbesuch gönne ich mir ein Rocoto relleno mit einem Pastel de Papas, die Leibspeise Arequipas. Auf Deutsch gesagt handelt es sich bei dem Gericht um eine mit Fleisch, Gewürzen und einem Ei gefüllte und im Ofen gebackene Paprika und eine Version des Kartoffelgratins. Obwohl das Lokal ein gutes Restaurant zu sein scheint, sind mir der trockene, mit Kümmel garnierte Gratin und die fleischig-zwiebelige Paprika beides nichts. Naja, zumindest schmeckt die frisch gemachte Limo und ich habe die Stadtspezialität mal probiert.

Dia de Independencia

Max währenddessen nutzt den Tag für einen großen Spaziergang durch unbekannte Viertel, weitläufige Parks und Bücherläden. Auf dem Rückweg lichtet er eine Straße im Stadtzentrum ab, um euch eine Sache zu zeigen. Weil der Dia de Independencia (Unabhängigkeitstag) ansteht, werden die Bewohner eines jeden Gebäudes der Stadt dazu aufgefordert, es mit einer Landesflagge zu schmücken. Deshalb weht es von allen Seiten rot-weiß-rot.

Markt

Am letzten Tag besuchen wir noch den Markt in Arequipa. Auf unserer knapp viermonatigen Reise ist das bisher der schönste, den wir gesehen haben. Nicht nur hat er unglaublich viele unbekannte Getreide-, Kartoffel- und Gemüsesorten zu bieten, sondern ist durch das Holzdach und die sauberen und ordentlichen Reihen auch besonders hübsch anzusehen. Wir füllen unsere Reisevorräte auf.

Kartoffelvielfalt

Wir staunen über die vielen Kartoffelsorten. Es rangieren verschiedene Zahlen. Fest steht jedoch: Mit zwischen 3000 und 5000 verschiedenen Kartoffelsorten ist Peru ein Land mit einfach unglaublichen Kartoffelvielfalt.

Gutes Brot

Ein letztes Highlight: Wir stoßen in Arequipa auf eine Bäckerei, die richtig gutes Körnerbrot macht. Das ist in Lateinamerika eine totale Seltenheit! So sitzen wir am Busbahnhof und während wir auf den Bus wartend unsere Käsebrote essen, steigen richtige Glücksgefühle auf. Das ist ja fast wie ein Abendbrot zu Hause...

Jirafas Con Girafas, © 2022 MG & NS