Abreise - Und die Rucksäcke sollen wir ein Jahr lang tragen?
von Max
3. April 2022
Sonntagabend, 3. April. Wir haben einige Tage mit dem Umzug zu tun gehabt. Alles, was nicht verkauft wurde, wurde verliehen oder verschenkt. All unsere Möbel sind bei Max' Großeltern in der Garage verstaut. Die letzten Tage genießen wir in Herzberg. Wir werden von unseren Eltern zum Bahnhof gebracht und hier auf dem Bild sind wir in Leipzig und kurz davor, in unseren Zug nach Frankfurt zu steigen. Max' Bruder Joni begleitet uns bis hierhin und macht dieses letzte Bild.
Montagabend, 4. April. Der Condor-Pilot fliegt so sanft, als mache er das professionell. Gegen die drohenden Langflugkopfschmerzen hilft die Penne all’arrabbiata, dann der neu entdeckte Tomatensaft. Trotzdem haben wir über Neufundland/Maine einen kleinen Hänger. Dann geschieht das, was keiner geahnt hat: Wir bekommen ein warm-käsiges Baguette Margherita! Flug gerettet. Geht dann fast zu schnell.
Cancún - Willkommen in Amerika!
von Max
4. April - 7. April 2022
Ich habe einen Fensterplatz und ein Flügel verdeckt die Sicht, aber ich erahne das endlose Blaugrün des Golf von Mexiko. Schön blöd; als nach langer, langer Zeit Straßen im Wasser erscheinen, merke ich, dass das die ganze Zeit über Urwald war. Wir sind schon längst über Yucatan. Das erste, was wir sehen, sind kleine schwalbenartige Vögel, die auf der Landebahn ihre eigenen halsbrecherischen Flugmanöver üben. Der Kondor ist gelandet, wir steigen am Flughafen von Cancún aus und Talja betritt zum ersten Mal amerikanischen Boden.
Montagnachmittag, 4. April. Wir gewinnen 7 Stunden durch die Zeitumstellung auf UTC-5. Noch sind alle Sinne zusammen, um über den Preisvorschlag der 7 Taxianbieterunternehmen vom Flughafen zur Hotelzone (62 €) müde zu lächeln. Mit dem ADO-Bus (Überlandbusse, die uns für jede Tour bisher treue Dienste erwiesen haben) und dem Nahverkehrbus macht es 5,25 € pro Person. Erstes Highlight: Wir fahren mit Einheimischen und unseren Rucksäcken auf dem Schoß im wackeligen Bus bei offenem Fenster durch die warme Luft. Eine Frau neben uns lässt über ihr Handy lockere Musik laufen. Der Moment des Ankommens. Beim Foto hier sind wir grad (eine Station zu früh) ausgestiegen.
Wie schon mal erwähnt, residieren wir zunächst in der Hotelzone vor den Toren Cancúns. Das ist ein dubaiesker Landstreifen, der eine Lagune voller Krokodile (cocodriles) umrahmt. Naja, besonders pralle ist es hier nicht. Unser Hotel ist keines der üblichen, es ist nett und ruhig und etwas ab vom Schuss...
... nicht so wie das hier. Das Prunkstück des US-amerikanischen Mallorca-Äquivalents. Oder Ibiza. A propos Schuss. Auf allen Strandabschnitten patroullieren hier schwer getarnte und schwer bewaffnete Marinisten mit AK im Anschlag. Auch Quintana Roo, die hiesige Provinz, bleibt nicht ganz unbeschadet vom Drogenbandenkrieg. Nachdem im Oktober in Tulum auch zwei Touristen erschossen wurden, hat die Polizei Unterstützung von etwas durchgriffigeren Kräften angefordert.
Aber erstmal sind wir am Strand.
Wie in Zukunft öfters primär auf der Suche nach Schatten.
Falls wir mal ein, zwei Schritte in der Sonne unternehmen müssen, hilft der Sonnenhut. Ich will ehrlich sein, bis zu diesem Punkt in meinem Leben habe ich das Konzept eines Sonnenhutes nicht wirklich vollends verstanden. Dabei sagt es der spanische Name dann auch schon: sombrero - Schatten-Geber (sombra = Schatten). Und zwar ständig und lokal genau dort, wo eine direkte Sonneneinstrahlung zuerst für ungewollte Effekte sorgt. Insofern machen Formen mit einer breiteren Krempe und so auch die stereotypischen Sombreros Sinn, weil sie auch bei tief stehender Sonne noch viel Schatten spenden. Aber die typischen Sombreros trägt hier natürlich trotzdem niemand.
Hier geht abends bestimmt was ab. Wir lassen das Nachtleben der Zona Hotelera unerforscht. Auch wenn wir eigentlich erstmal einen Strandtag machen wollten, fahren wir dann doch wieder in die Stadt. So schön es auch ist, ein ganzer Tag am Strand ist, wie erwartet, irgendwann doch etwas langweilig.
Beste Taqueria der Stadt, hieß es. Es sind unsere ersten Tacos und mit ihnen kommt erstmal unsere Überraschung, dass die einfach aus weichen Mini-Tortilla bestehen. Wir hatten sie uns kross vorgestellt. Geschmacklich passt's, würde man sagen. Gäbe es nicht die Saucen. Die katapultieren das ganze dann doch auf ein höheres Level. Aber ich werde sicher kein Beefsteak (bistec) mehr bestellen, auch nicht mit mexikanischem Kaktus. Ich werd das Gefühl nicht los, dass der etwas nach Aloe Vera schmeckte.
Kühe haben es auch nach Cancún geschafft.
Hier im ersten Hotel sind wir noch nicht hinter das Geheimnis einer Klimaanlage gelangt. Ich kann mich nicht mal erinnern, ob wir eine hatten. Aber bei 30°C Raumtemperatur ist's Schlafen nicht so gut, finden wir dann später heraus. Aber im Hotel Nr.1 hatten wir diesen fantastischen Pool als Ausgleich. Ein Pool ist nicht das Meer, bietet aber eine Reihe von Vorteilen: kein Salz im Wasser, kein Sand, kein Salz im Mund, Schatten, keine Sorgen um unsere Wertsachen, kein verdammtes Salz überall auf der Haut.