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Cusco - Hauptstadt der Inka

von Max

31. Juli & 12. - 15. August 2022 & 18. - 20. August & 23. - 25. August 2022

Cusco wurde für uns zu unserem Gravitationszentrum. Nach einem kurzstündigen Aufenthalt kurz vor unserer Freiwilligenarbeit kehren wir insgesamt dreimal hierher zurück. Ganz passend, war doch Cusco auch für die Inka der Nabel der Welt, die Stadt, in der alle Straßen ihres gigantischen Reiches zusammenführten.

Brunnen Plaza de Armas

Der Hauptplatz, der plaza de armas, ist eingerahmt von zwei mächtigen Kirchen und besitzt in der Mitte diesen Springbrunnen. Gespendet wurde der von den USA, die urspünglich einen Apachen mit Pfeil und Bogen auf den Brunnen gesetzt hatten. Nachdem diese alte Figur jedoch einem Erdbeben zum Opfer fiel, beschloss man, passenderweise die Hauptrolle an eine Figur des Inka Pachakuteq neu zu vergeben. "Inka" bedeutet in der Quechua-Sprache übrigens "Herrscher" und bezeichnete das Oberhaupt, den göttlichen König des Reiches, oder genereller die herrschende Klasse, die eine Größe von 15.000 bis 40.000 Menschen besaß. Dem gegenüber erstreckte sich das gesamte Inka-Reich von Kolumbien bis Chile und Argentinien, vereinte 200 Ethnien und 10 Millionen Untergebene.

Talja Kirchenvorplatz

Der hübsche Kirchenvorplatz gegenüber einem von drei Hostels, die wir hier unsicher machen.

Parade

Seit Cusco vergeht keine Woche mehr, an der wir nicht eine riesige Blaskapelle durch die Straße der jeweiligen Stadt ziehen sehen. Hier spazierten wir gerade nichtsahnend zu unserer Stadttour und wurden von Hunderten marschierenden Männern und einem riesigem Orchester überrascht, das auf dem plaza de armas die peruanische Nationalhymne schmetterte, während die Landesflagge neben der bunten Flagge Cuscos gehisst wurde. Meine Augen glänzen beim Klang der Musik. Wir haben in den letzen Wochen mehr Leute mit einem Blechblasinstrument als mit einer Hundeleine in der Hand gesehen. Wäre auch was für Deutschland, meine ich. Die ganzen Männer sind übrigens Absolventen der örtlichen Universität, die gleichzeitig einen Fußballclub stellt, der als einziger Verein in Peru bisher einen kontinentalen Titel gewinnen konnte, nämlich 2003 die Copa Sudamericana.

Inka Musik

Wir kommen an jenem Herren vorbei, der uns eine immens eindrucksvolle Vorführung in vorkolumbianische Musik gibt. Mit Panflöten aus Holz und Kondorfedern, Klanggefäßen in Lamagestalt, Rasseln und Trommeln spielt er uns eine Weise, die einer ganzen Inka-Big-Band zur Ehre gereicht hätte. Wir sind höflich beeindruckt ...

Musikmann und wir

... und wären wahrscheinlich auch ohne dieses Foto zufrieden gewesen, aber er hat uns so nett gefragt, ob wir nicht wollen.
Ja, das da vorne ist ein totes Lama.

Stadtpanorama Talja

Am Ende unserer Stadttour mit einem äußerst höflichen Einheimischen werden wir hier oben auf dem Aussichtspunkt über der Stadt abgesetzt. Das sieht man zwar nicht wirklich, aber ist tatsächlich so, dass die Innenstadt von Cusco in der Form eines Pumas angelegt wurde (man sieht den Umriss auf der Infotafel links).

Cuy flausch

Dann ist endlich der Moment gekommen, den ich schon seit meiner ersten Sichtung in Lima herbeisehne. Ich kaufe mir ein cuy für unterwegs. Ihr könnt euch unmöglicherweise ausmalen, wie flauschig jenes ist. Ich hoffe sehr, dass es die Reisestrapazen erstmal überlebt und so flauschig bleibt, denn ich könnte es nicht verkraften, wenn es eines Tages ...

Cuy gebraten

... so aussehen würde. Ja, wir haben lange gesucht und dann doch auf der Straße gefunden, was hier an jedem Restaurant beworben wird: cuy al horno. Spoiler: Niemals werden wir das essen. Selbst wenn ich den Touris glaube, die erzählen, dass es recht schmackhaft ist - niemals.

Dragon Ball

Eine weitere Bemerkung am Straßenrand. Dragon Ball ist hier in Südamerika ein Massenphänomen. Unzählige T-Shirts, Handy-Hintergründe und Spielzeuge mit Son-Gohan, Vegeta und co. erblicken wir hier.
In Deutschland ist Dragon Ball vielleicht eher private Subkultur, aber ich glaube, hier ist 2015 mit Dragon Ball Super, jetzt wo Son-Goku nicht nur schwarze und goldene, sondern auch rote, blaue und metallische Haare hat, nochmal ein neuer Hype ausgebrochen.

Höhenkrankheit

Hier gibt es ja Apotheken an jeder Straßenecke. Neben unserer hartnäckigen Magen-was-auch-immer-das-war-Erkrankung bleiben wir aber von der Höhenkrankheit verschont. Nachdem wir von der peruanischen Küste kamen, haben wir uns stückweise über die 2300 m Arequipas und 2800 m Abancays auf die 3400 Höhenmeters Cusco vorgearbeitet (und sind nicht direkt hergeflogen). In Bolivien geht es noch deutlich höher, da werden wir dann die Höhe wirklich merken, ohne aber dramatische Symptome zu entwickeln.

Dortmund Bremen

Eine Sache war noch offen, nachdem mich während der Wanderung zum Salkantay der Internetempfang für 3 Tage verlassen hatte. Es gab da noch ein Auswärtsspiel von Werder in Dortmund. Ein Spiel, in dem Dortmund schlecht spielt und gute 2 Tore schießt, sodass der Favorit in der 88. Minute 2:0 führt. Dann passiert etwas, das in 59 Jahren Bundesliga noch nie passiert ist: Bremen schießt 3 Tore ab der 89. Minute (auch noch durch 3 Einwechselspieler) und gewinnt die Partie. Haben sie es hübsch spannend gemacht. Während Talja das live schaut, sehe ich das Resultat und die Tore erst am letzten Tag der Wanderung. In den Tagen danach schauen wir uns die Highlights noch ein dutzendmal an. Talja wird auch zu so etwas wie einem Werder-Fan. Ein Erweckungserlebnis.

Dusche mit Strom

Das ist ein Bild aus dem Hostel, in dem wir nur eine Nacht verbringen, nachdem wir von Machu Picchu zurückkehren. Ich hatte mich so auf ein warmes Bett und eine warme Dusche gefreut und dann das hier. Okay, die Dusche ist warm, aber gleichzeitig führt der Duschkopf Strom. Wenn ich mich aufrecht hinstelle und mit dem Kopf fast oben rankomme, krieg ich nen elektrischen Schlag. Finde ich nicht so witzig. Ich sag dem Hostelchef Bescheid, dass das ja vielleicht nicht so schlau ist, den Gästen, die größer als 1,70 m sind, beim Duschen Stromschläge zu verpassen. Ich bin mir nahezu sicher, dass er nichts unternehmen wird. Es war nämlich kein Einzelfall: Später haben wir wieder mal so eine Vorrichtung in der Dusche, wieder kriegt man eins gewischt, wenn man den Duschkopf anfasst, nur hängt er jetzt wenigstens etwas höher.

Q’iswachaka Brücke

An unserem letzten Tag in Cusco gehen wie in das Inka-Museum, um noch ein bisschen was von der beladenen Historie der Stadt aufzuschnappen. Leider ist das Inka-Museum sehr altbacken und verblichen. Die Vitrinen sehen aus, als ob sie 1985 bei einem Projekttag von Grundschülern mit Plakaten befüllt wurden. Ich würde ja nichts Tolles erwarten, aber die Museen in Mexiko haben vorgezeigt, wie man seine alte Hochkultur modern, interessant und in Hochglanz darstellen kann. Auch deswegen kommen uns die Sonnensöhne der Inka hier nicht ganz so nah wie die Maya, Azteken, Zapoteken oder Teotihuacan in Mexiko. Das hier ist jedenfalls eine Replik der Hängebrücke Q’iswachaka. Einmal pro Jahr kommen die Bewohner der umliegenden Dörfer in einem Andental südlich von Cusco zusammen und flechten die Brücke aus Gras neu (weil das Tradition ist und die Brücke außerdem nach einem Jahr morsch wird). Gibt's ne Doku dazu online, könnt ihr euch anschauen.

Machu Picchu Modell

Was mir in dem Museum mit am meisten gefällt, sind die Modelle der großen Inka-Ruinen, so wie hier von Machu Picchu. Wir können nochmal in Gedanken darin entlangwandern so wie vorgestern in echt.

Lange Schädel

Kein schönes Bild, aber das hat mich fasziniert. Irgendwie haben die Leute zu Inka-Zeiten es als Zeichen des Wohlstands gesehen, wenn sie keinen runden, sondern einen länglichen Kopf besäßen. Also haben Leute angefangen, sich ihre Schädel mit Bändern zu drangsalieren und deformieren. Das Ergebnis seht ihr hier.

Talja Innenhof

Hier Talja nochmal im Innenhof des Museums. Es gäbe noch viel über die Inka zu sagen (Francisco Pizarro kam mit einer winzigen Armee, hat das Volk unterworfen, den Inka-Herrscher umgebracht, die Spanier haben im Folgenden alles Wertvolle zerstört und sich benommen wie Dämonen...), vor allem fällt auf, dass die Geschichte der Kolonialisierung auf dem gesamten Kontinent fast parallel abläuft. Und sehr unschön.

Pulli Falafel

Ja, als Zugabe zu dem Kuschel-Cuy haben wir uns auch diese Alpaka-Pullis zugelegt. Zum Ausklang in Cusco lassen wir uns mit den Pullis israelische Falafel (mit Reis für meinen bedauernswerten Magen) schmecken. Ich glaube, noch nie in meinem Leben habe ich eine Speise so sorgfältig gekaut. Wir sitzen in der Sonne, quizzen ein bisschen und genießen die letzten Stunden in unserer vorletzten peruanischen Station auf dieser Reise.