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Flug über Madrid und Doha - Nur einmal im Leben

von Max

7. Dezember - 9. Dezember 2022

10:30 Uhr. Der Taxifahrer führt uns nochmal entlang an den endlosen Stränden von Montevideo, erzählt viel, es ist wie eine Stadtführung. Natürlich hören wir auch wieder, dass der Rio de la Plata der breiteste Fluss der Welt sei. Ich denke dann immer, denn wir haben es schon unzählige Male gehört, dass es eigentlich kein Fluss, sondern ein Mündungstrichter am Ozean ist, aber wer will schon kleinlich sein. Wie auch die Argentinier sind die Uruguayaner stolz auf jeden einzelnen Rekord, den ihre Nation hergibt. Und der Carrasco-Flughafen ist der schönste Flughafen der Welt, das sowieso. Aber er ist wirklich interessant anzuschauen. Das Dach erinnert an ein weißes Blatt, dass sich über das Gebäude wölbt. Und der Flughafen ist sehr, sehr klein. Keine Probleme, sich zurechtzufinden.

Abflug MV

Es ist 14:00. Erstes Boarding. Wir haben alle unsere Pesos punktgenau aufgebraucht und sind noch kein bisschen müde.

Tickets

Hier mal unser Schlachtplan im Detail.
Wir fliegen 12 Stunden nach Madrid (4 Stunden Zeitverschiebung), haben dort 5 Stunden Aufenthalt.
Dann geht es für 7 Stunden weiter nach Doha (2 Stunden Zeitverschiebung) mit 7 Stunden Aufenthalt.
Zum Abschluss freuen wir uns noch über 6 Stunden Flug bis nach Saigon/Ho-Chi-Minh-Stadt (4 Stunden Zeitverschiebung).

Iberia

Iberia ist die erste Fluggesellschaft, die uns empfängt. Talja hatte sich im Vorlauf schon über das Menü infomiert. Was es genau gab, habe ich zumindest vergessen. Aber wir sind zufrieden mit dem Flug. Wir haben zwei Sitze zwischen Gang und Fenster für uns. Ich versuche größtenteils zu schlafen, im Wissen, was noch auf uns zukommt.

Von Madrid gibt es keine Bilder. In Montevideo konnten wir für Vietnam kein Ausreiseticket vorweisen, deswegen wurden wir nur für Madrid eingecheckt. Das heißt auch, dass wir einen Zug nehmen, unser Gepäck vom Band holen, wieder neu einchecken, dann mit dem Zug zurück zum Gate fahren müssen. Dazu kommt, dass unser Visum für Vietnam noch nicht bestätigt ist und wir in Madrid nicht eher zum Check-In zugelassen werden, als dass wir noch eine Busreservierung zur Ausreise nach einem kürzeren Zeitraum buchen und vorweisen können. An dem Schalter in Madrid haben wir mal kurz gezweifelt, ob das alles hier wirklich gut geht.

Doha

Aber irgendwie sind wir ein bisschen abgehärtet. Und auch selbst Schuld. Das Visum für Vietnam braucht 3 Tage zur Bearbeitung und wir haben es 4 Tage vor Einreise beantragt. Aber Quatar Airways bringt uns also doch an sein internationales Drehkreuz in Doha, Katar. Hätten wir jetzt ein WM-Ticket, könnten wir einreisen und meinen brasilianischen Freund Lucas grüßen. Es ist schon der zweite Sonnenuntergang über den Wolken.

Oft vergisst man - meist sieht man auf jedem Bildschirm schon einen Film laufen, bevor das Flugzeug überhaupt auf die Startbahn fährt - bei was für einem Wunder wir hier teilhaben. Ich habe einen Moment der tieferen Realisation, als wir auf einem der drei Flüge im Sinkflug durch die Wolkendecke brechen. Könnte man hier oben anhalten, wir wären alle Wolkenläufer. Zuckerwatte für alle!

Mäppchen

Auf dem Entertainment-Touchscreen probieren wir diverse Spiele aus, spielen "Schiffe versenken", gewinnen die Million bei "Wer wird Millionär?" und ich lerne Backgammon. Doch die Müdigkeit schleicht sich näher. Schon auf dem ersten Flug habe ich mich auf der Flugzeugtoilette vor meinem eigenen Spiegelbild erschrocken, als es sich bewegt hat. Kurz vor der Landung in Doha werde ich zufällig gewahr, dass sich unser Mäppchen mit den Reisepässen und Flugtickets in einem kleinen Spalt zwischen Sitz und Fenster aufhält. Das Schlingelchen.

Dämon

Whoa, was für ein Dämon. Ist es die Müdigkeit 24 Stunden nach dem ersten Abflug oder haben sie das hier wirklich platziert?

Kettchen

Vom Hamad International Airport, dem - sorry Montevideo - tatsächlich als weltbesten prämierten Flughafen hatten wir viel erwartet. Wir waren nur im Zweifel, ob wir in unserem Status als Nichteinreisende wirklich viel davon sehen würden. Zunächst folgt dieser vergoldete Rosenkranz auf den Dämon.

Geist Maskotchen

Es ist wahrhaft surreal. Wer sich hier in den letzen drei Wochen alles am Flughafen die Ehre gegeben hat! Messi! Neymar! Mbappé! Füllkrug! Und jetzt sind sogar wir hier und dürfen mit WM-Maskottchen لعيب ein paar Bälle schlagen.

Arbeiter

Wir sehen südasiatische Bauarbeiter, die die neuesten Plakate irgendeiner Luxusmarke (unter unzähligen) in der Höhe anbringen. Beckenbauer würde sagen, er hätte keinen einzigen Arbeitssklaven gesehen. Wir halten uns mal mit einem Urteil zurück.

Garten und so

The Orchard ist der erst im November eingeweihte Flughafengarten. Es sollte ja heutzutage selbstverständlich sein, dass ein Flughafen einen Garten besitzt. Es sieht nach sehr viel Geld aus, aber dennoch haben wir lieber einen Garten als keinen Garten.

Garten

Die Zeiten, die Zeitzonen sind heute (und morgen oder gestern?) nur transient. Es ist Reisestunde 27 und es schlägt 45 Uhr 78. Wir legen uns unter dezentem Vogelgezwitscher in den Garten und holen uns zwei Stunden Schlaf ab.

Zug

Die 500 Meter zum neuen Terminal C verbinden ein paar der für Flughäfen typischen Fahrsteige zum beschleunigten Gehen. Und auch dieser Zug mitten Im Flughafen.

Baer

Dieser Teddybär, der mit einer Schreibtischlampe kollidiert ist, scheint das Maskottchen des Flughafens zu sein. Warum, hat uns keiner erklärt.

Rollgang

Auch der letzte Flug bringt uns sicher in die Luft und wieder auf die Erde. Unsere Flugreise wird 37 Stunden gedauert haben. Als wir im Hostel ankommen, ist es 43 Stunden nach dem Verlassen des Hostels in Montevideo. Und dann sind es noch 36 Stunden bis zum Marathon von Ho-Chi-Minh-City. Die Welt ist ein Irrenhaus.