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Huacachina - Die Raser aus der Wüstenoase

von Talja

19. Juli - 20. Juli 2022

Von Paracas bringt uns ein Reisebus in die anderthalb Stunden entfernte Wüstenoase Huacachina. Als wir ankommen, wissen wir, warum das Städtchen als Oase bezeichnet wird. Hätten wir unsere Vorstellung einer Wüstenoase gemalt, wäre Huacachina rausgekommen.
Nagut, ehrlich gesagt wäre nicht viel dabei herumgekommen, da wir beide keine Zeichenkünstler sind. Aber ihr wisst, wie ich das meine. Uns begrüßen circa 25°, praller Sonnenschein und ein beschauliches Städtchen, gelegen an einem Teich. Und drumherum?
Von allen Seiten Wüste. Riesige Dünen türmen sich zu unserer Rechten und Linken auf.

Reifenspuren

Die eine Nacht in Huacachina quartieren wir uns ins Wild-Rover-Hostel ein. Dieses bezeichnet sich selbst als irisches Partyhostel. Fazit nach einer Nacht: Partyhostel ja, an Irland erinnert nur die Wandbemalung.
Auf unserem Weg zum Hostel bekommen wir von allen Seiten eine Sandbuggy-Tour angeboten. Das ist hier offensichtlich die Hauptattraktion. Anderthalb Stunden später sehen wir das Spektakel mit eigenen Augen. Zig Reifenspuren durchqueren die Dünen. Touristen, darunter auch wir, pilgern in einer Schlange die Düne hoch, dort warten aufgereiht: Sandbuggys, robuste Outdoorjeeps ohne Dach und Seitenwände. Wir quetschen uns zu acht in einen Buggy und los geht die lustige Fahrt.

Düne von unten

Der Buggy düst die Dünen hoch und runter, ein paar andere Mädels und ich quieken vor Adrenalin. Irgendwann ziemlich weit oben in der Wüste angekommen, machen wir an einer hohen Düne Halt und bekommen alte Snowboards ausgehändigt. Darauf sollen wir uns in Bauchlage mit Kopf nach vorn legen und diese Düne herunterrutschen. Ein Selbstmordkommando?
Ein paar Adrenalinjunkies machen sich mutig als erste auf den Weg nach unten. Max traut sich und irgendwann (zugegebenermaßen vergeht etwas Zeit und besagte andere Mädels und ich handeln mit unserem Fahrer aus, dass wir an einer weniger steilen Stelle herunterdürfen) auch ich. Was für ein Gefühl! Die beiden Dünen, die wir danach herunterrutschen sind deutlich weniger steil und fordern uns kaum Überwindung ab. Einige Leute versuchen sich sogar am Sandboarden im Stehen. Man fällt ja zum Glück halbwegs weich.

Düne hochwandern

"Und wo sind die Beweisfotos?" fragt ihr. Die sind auf dem Handy eines anderen Deutschen aus unserem Hostel, dem wir nach der Tour leider nicht mehr über den Weg laufen. Unseren eigenen Handys wollten wir allzu engen Sandkontakt gern ersparen. Nach dem Sandrodeln schauen wir uns einen wunderschönen Sonnenuntergang in der Wüste an und fahren zurück. Es dämmert schon und wir erwarten eine schnelle Rückfahrt ohne Schnickschnack. Was dann kommt, lässt mich aber ein paar Mal "Mama, hol mich hier raus." denken und schreien.
Unser Fahrer braust nochmal richtig auf, rast über Dünen, holt alles aus seinem Buggy raus. Mehrere Male fahren wir derart seitlich an einem Sandberg vorbei, dass wir fast schon vertikal in der Luft hängen. Wir fahren Dünen hoch und in einem seeehr steilen Winkel wieder herunter. Was ein Glück, dass uns ein Überschlag erspart bleibt.
Abends genießen wir noch ein Freigetränk in einer benachbarten Bar. Besagtes Getränk ist eine starke Pisco-Ginger-Ale-Mischung und war im Buggy-Paket mit inclusive. Pisco ist ein Weinbrand und das Nationalgetränk von Chile und Peru. Irgendwie sind wir an dem Abend Aurelios einzige Gäste, dem die Bar, das dazugehörige Hotel und ein Außenmuseum über die Gewinnung des Pisco gehören. Er ist äußerst freundlich, macht für uns den Heizstrahler an, lässt uns peruanischen Wein verkosten (sehr süß und deshalb ganz nach unserem Geschmack) und erzählt eine Menge über Peru und dessen zahlreiche sehenswerte Orte, für deren Besichtigung auch als Peruaner kein Leben reiche.

Huacachina zu Füßen

Am nächsten Tag wollen wir erst um die Mittagszeit weiter. Um Huacachina kann man nämlich nicht nur Sandbuggy fahren, sondern auch unter Leibesanstrengung den höchsten Punkt einer Düne erwandern. Diese Düne ist so steil, dass dort keine Autos rumcruisen. Also stapfen wir hoch und genießen den Ausblick des endlosen Sandes.

Sandschutz

Auch wenn meine Schwiegermama, die schonmal länger in der marokkanischen Sahara unterwegs war, sagt, dass man in der Wüste Turbanbinden mit Gesichtsschutz binden lässt, die sicher etwas professioneller aussehen, fühle ich mich mit dem Kopftuch doch etwas wie eine Beduinin. Oder zumindest Wüstenabenteurerin.

Weg nach unten

Kurz überlegt Max nach unten zu rollen, entscheidet sich dann aber doch fürs Herunterrennen. Ich filme ihn und höre das spanischsprachige Pärchen neben mir "Que rapido!" (Wie schnell!) ausrufen. Dem Max kann es eben oft nicht schnell genug gehen.