Oaxaca de Juarez - Von bunten Häuschen, Baseball und bergigen Aussichten
von Talja
05. Mai - 10. Mai 2022
Oaxaca de Juarez ist heiß, bunt und voller schöner Kirchen. Eine Stadt wie aus dem Bilderbuch! Unser hiesiges Hostel ist ziemlich hip und hat eine nette Dachterasse, auf der man Yoga machen (und sich einen schönen Sonnenbrand holen kann). Eine Mitbewohnerin schließt sich ganz besonders in unser (mein) Herz: Die junge Hostelhündin Pistaccio, der es unglaublichen Spaß macht, zwischen den Hostelgästen umherzuwuseln und einen hinterrücks anzuspringen.
Auf dem Weg von der Pazifikküste fahren wir durch unzählige Agavenfelder, aus denen das Nationalgetränk Mezcal sowie mein geliebter Agavensirup hergestellt wird.
In Erwartung der sonst überschaubaren Quesadillas in Snackgröße, ordert Max auf dem Weg gleich mal 4 Stück und ist restlos begeistert über die Riesentortillas, die er ausgehändigt bekommt. Mahlzeit! Im Hostel angekommen, lassen wir uns etwas müde, aber motiviert, zu einem Salsatanzkurs hinreißen. Der Lehrer ist auch besonders motiviert, denn er beschließt, uns sein komplettes Repertoire an Schritten und Drehungen in einer Stunde beizubringen. Kriegen wir so semi hin. Spaß macht es aber allemal!
In der spanischsprachigen Stadtführung sind wir diesmal die Einzigen. Jessica ist Lehramtsstudentin und zum Glück sehr angenehm, sodass wir keine 3 creepy Stunden verbringen müssen. Wir erfahren, dass die Bewohner mancher Stadtviertel eine Erlaubnis einholen müssen, um ihr Haus in einer bestimmten Farbe anzumalen. Auf das Gesamtbild wird hier großen Wert gelegt.
In Oaxaca gibt es sehr viele schöne Kirchen. Darunter die Iglesia de Santo Domingo, in die Paare aus ganz Mexiko zum Heiraten anreisen. "Warum wohl?" fragen wir uns.
Darum. Wer auf vergoldetes Interieur steht, ist hier genau richtig. Tatsächlich sind aber auch wir sehr beeindruckt. Im Vergleich zu den bisher sehr schlichten Kirchen Yucatans aufgrund mangelnden Rohstoffvorkommens strahlt diese hier voller aufwendiger Verzierungen und Deckenmalereien.
Wir tigern nicht nur durchs Stadtzentrum und erfahren viele geschichtliche Details (von denen Max sicher mehr behalten hat), sondern besuchen auch ein älteres außerhalb liegendes Stadtviertel voller Wandbilder und kleiner Handwerksbetriebe. Darunter einen Schokoladenladen, eine Weberfamilie sowie einen einheimischen Markt. Die Schokoladen schmecken mir aufgrund der extrem starken Zimtnote überraschenderweise nicht so gut, dafür aber die Chapulines, mit Zitrone und Paprika gewürzte Heuschrecken.
Max mag keine Melone. Hübsch bemalte Melonenstücke sind aber okay.
Von Oaxacas Spezialitäten sind die Chapulines mein Highlight. Tladuya ist eine Art Döner mit Maistortilla und Mole eine süßliche Soße aus Chili und vielen weiteren Zutaten. Tejate, das Getränk der Götter, mutet interessant an, schmeckt aber etwas nach Kaffee. Vielleicht schmeckt es für Kaffeeliebhaber tatsächlich göttlich.
Von Oaxaca aus kann man auf mehrere kleine und große Berge klettern. Auf dem Weg zum Hausberg stoßen wir begeistert auf einen großen Spielplatz.
Monte Alban, die archäologische Stätte Oaxacas, ist zum Hochwandern etwas zu anstrengend. Da die Touren bei der kurzen Entfernung absurd teuer sind, wollen wir auf eigene Faust hin. Nach einem 20-minütigen Marsch zum Busbahnhof, einem Kilometer Busfahrt, 10-minütiger Fahrt mit einem dreirädrigen Tuktuk sowie einem weiteren 20-minütigen Marsch sind wir auch schon da! War doch ganz einfach.
Die Stätte von Monte Alban ist sehr weitläufig und versprüht eine entspannte Atmosphäre. Wer noch mehr geschichtliche Details wissen möchte, kann gern Google oder Max konsultieren.
Auf Monte Alban gibt es Kakteen, deren Blüten von überdimensional großen grün gepanzerten Käfern angeflogen werden.
Und große Schatten spendende Bäume.
Unser Rückweg gestaltet sich etwas angenehmer, da wir uns zu viert ein Taxi teilen. Mit Benjamin, einem Schweizer Bub, gehen wir nett essen. Das Essen (@Daniel, ich habe gehört, du wünschst dir mehr Essensbilder) sieht phänomenal aus, schmeckt aber bescheiden. Max isst zum ersten und letzten Mal die süßliche Mole. Der Mix aus Naranjada (Orangenlimo) und Limonada (Zitronenlimo) auf Basis von frischen Früchten schmeckt wie immer Hammer.
Abends jubeln wir den Guerreros de Oaxaca bei ihrem Heimsieg zu. Ich muss schon sagen: Bis dahin fand ich Baseball super langweilig. Die ausgelassene Stimmung und Animation im Stadium reißen aber auch mich mit. Es werden ca. 6 Homeruns geschlagen. Funfact: Etwa nach der Hälfte des Spiels gibt es im ganzen Stadion kein Wasser mehr zu kaufen, dafür aber Cola und Bier. Cola und Wasser sind außerdem gleich teuer.
Nachdem wir schon im Stadion Crêpes und Frozen Joghurt geschmausert haben, locken uns im benachbarten Park wohlklingende Livemusik und lecker anmutende Essensstände. Wir genehmigen uns noch einen Maiskolben (mit Mayo, Käse und Limette) sowie koreanische Banderillas (Teigbällchen mit Mozarellafüllung). Denn wie Vanni und ich so schön zu sagen pflegen "Man gönnt sich ja sonst nichts".
Max' Schwester Marianna schickt uns ca. eine Woche vor unserem Oaxaca-Trip ein Bild vom dicksten Baum der Welt, der sich wohl in Mexiko befände und meint, wir könnten ja mal schauen, ob wir irgendwie hinkommen. Was für eine glückliche Fügung, dass die Wasserzypresse in Tule gerade einmal 12 km von Oaxaca entfernt ist. Ein wirklich beeindruckender Baum, bei dem es wohl über 40 Menschen brauche, um ihn einmal ringsherum zu umarmen!
Die Wasserzypresse in Tule ist der erste Stopp auf unserer 7:30 Uhr beginnenden Tagestour. Sogar Max findet es in Ordnung, für so ein Prachtstück früh aufzustehen.
Nicht minder beeindruckt sind wir vom anschließenden Besuch einer traditionell arbeitenden Weberfamilie. Da Schafswolle naturgemäß grau, braun oder weiß ist, färben sie einen Großteil nach dem Spinnen ein und kochen dazu den Garn ca. 8 Stunden zusammen mit Naturmaterialien in einem großen Kessel. Am beeindruckendsten ist die Gewinnung von Rot. Es gibt eine bestimmte Art von Insekten, die Kakteen befallen und aus ihren Blättern einen roten Farbstoff aussaugen. Wenn man die Insekten zum richtigen Zeitpunkt abnimmt, geben sie beim Zerdrücken ein leuchtendes Zinnoberrot frei - wir habens mit eigenen Augen gesehen! Das Weben eines 3 m langen Teppichs mit einem komplexen Muster dauert ca. 35 Tage. Wie sehr haben wir uns gefreut, dass 3 wohlhabende FranzösInnen der Familie gleich 3 Teppiche abgekauft haben - für ca. 350€ pro Teppich!
Das Herzstück unserer Tour ist Hierve el Agua, eine Ansammlung von Wasserfällen und natürlichen Wasserbassins hoch oben in den Bergen. Meiner Meinung nach vollbringt unser Fahrer ein wahres Kunststück damit unseren Kleinbus unbeschadet die schmalen Bergserpentinen hochzumanövrieren. Ich kralle mich an Max' Arm fest, während der Busfahrer ganz vergnügt dreinschaut.
Die Wasserfälle sind in der Jahreszeit nahezu ausgetrocknet, die Wasserbassins aber sind da und bieten eine willkommene Abkühlung und ein Paradies für Instagrammer. Wir können zugegebenermaßen auch nicht widerstehen, ein bisschen herumzuposen.
Die letzte Station ist eine Mezcaldestillerie. Zu feinsten Tropfen der Agavenspirituose reicht man Erdnüsse und diese leckeren Freunde hier. Die Erdnüsse sind uns doch etwas lieber. Mein fachlicher Kommentar zur bemühten Angestellten, die an uns fleißig verschieden gealterten Mezcal verteilt: "Ja, die schmecken schon alle irgendwie unterschiedlich..." Meeeeilenweit besser gefallen uns die süßen Liköre. Da kann man die Pistazie, Schokolade oder den Kokos auch wenigstens rausschmecken.
Wir steigen wieder in den Bus für die letzte längere Fahrt in Mexiko. Auf dem Weg tauchen in der Nebelferne gigantische Silhouetten der Vulkane Pico de Orizaba (5636 m) und Popocatépetl (5452 m) vor unserer Fensterscheibe auf. Da kommt etwas Großes auf uns zu ...