Paraty - Zurück ins 17. Jahrhundert
von Max
18. September - 22. September 2022
Der Weg von der Ilhabela nach Paraty führt uns über São Sebastião, Caraguatatuba und Ubatuba. Ulkige Namen, nicht? Dank geht an die Tupi-Sprache. Viel ist von dem Tupi-Volk nicht mehr übrig, aber schließlich noch diese Namen, wobei Ubatuba entweder "viele Speere" oder "viele Boote" heißt - ein Schelm, wem dabei gleich Kolonialisierungsbilder am Horizont auftauchen. Noch mehr: Ubatuba liegt genau auf dem südlichen Wendekreis. Da wir nach Norden fahren, betreten wir jetzt also offiziell (mal wieder) die Tropen.
Von all' dem wussten wir aber während unseres Aufenthalts damals noch nichts.
Wir sind vor allem hier, weil Paraty eine schöne Hafenstadt in kolonialer Architektur ist. Die Freimaurer waren hier damals zahlreich vertreten und haben die meisten der schmuckvollen Häuser hier gebaut. Zeichen des Reichtums sind goldene Ananasfiguren an den Fenstern und prunkvolle Kleinbalkone. Die Eisengitter konnten nämlich nur in Europa hergestellt werden. Man musste also genug Schotter und Kontakte haben, um das Herzeigestück über den Ozean transportieren zu lassen. Wir sammeln ja nebenbei UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten in einer kleinen Schatulle in Form der Dresdner Waldschlösschenbrücke. Hier hätten wir mal wieder eine.
Paraty war wichtig als Umschlagsplatz für Waren aus dem Inland, insbesondere für das Gold aus den kolonialen Minen in Minas Gerais. Gleich zweimal fiel die Stadt für mehrere Jahrzehnte dem Vergessen und dem dramatischen Einwohnerschwund anheim, weil es durch andere Hafenstädte oder neue Straßenverbindungen an Bedeutung verlor. Seit den 60ern ist das Städtchen aber wieder in einer neuen Rolle, nämlich als Touristenstadt, im Aufblühen begriffen. Und auch die Mutter von Thomas Mann ist hier geboren, nebst vielen anderen. Das alles lernen Vanni und ich, als wir über das damals von Sklaven und später noch einmal neu und äußerst unordentlich verlegte Kopfsteinpflaster wandern und der Stadtführung folgen, von der Talja sich im Nachgang erzählen lässt.
Jetzt kommen ein paar Strandbilder von unserem Ausflug zum Strand von Trindade. Vanni und Talja machen den Anfang.
Unser Hostel in Paraty ist ja auch direkt am Strand. Ich hab das Wasser also mal ausprobiert. Für 20 Sekunden, danach bin ich direkt unter die Dusche marschiert und hab versucht, den schwarzen Dreck abzuwaschen. Deshalb sind wir jetzt nicht mehr an jenem Strand, sondern hier.
Vanni macht sowohl vor als auch hinter der Kamera einen guten Eindruck.
Hier ist ein weiteres Bild, welches an jenem Tag auf unseren Film gebannt wird. Kleine Meerjungfrau auf dem Felsen.
Hier sehen wir die beiden Lockis, als sie noch nicht damit gerechnet hatten, dass ich eine weitere Bilddatei erstelle.
Schließlich, zu dritt. In der Mitte ich, links und rechts die Mädels.
Vanni und Talja machen einen Spaziergang entlang des Küstenwaldes. Ich nutze die Zeit, um bei der Lektüre des Don Quijote auf diesem Stein einzuschlafen.
Jetzt kommen wir zu des Pudels Kern. An diversen Stellen des unbequemen Kopfsteinpflasters stehen mit Kuchen und Süßigkeiten ausgerüstete Wagen. Sie verkaufen (und ich kann einfach nicht verstehen, wieso) viele Sachen mit gezuckerter Kondensmilch (doce de leite). Daneben noch ein paar vernünftige Kuchen und die brasilianische Nationalkugel: brigadeiros, Kugeln aus genannter Kondensmilch mit ein paar Schokostreuseln zur Wiedergutmachung. Das Ganze kann unsere lustige Reisegruppe natürlich nicht passieren, um ein paar mal zuzugreifen. Irgendwie haben sie diese Süßigkeitenwagen auch in das immaterielle Kulturerbe aufgenommen, haben sie uns gesagt.
Einen Tag und eine Nacht, bevor wir in andere Gefilde weiterziehen, verbringen wir noch in Angra dos Reis ("Bucht der Könige").
Es geht dabei um die Könige aus dem alten Buch. Es ist anzunehmen, dass die Stadt hier am 6. Januar gegründet wurde. Oft hat die alten Eroberer diese besonders scharfe Kreativität bei der Namensfindung ihrer Siedlungen ausgezeichnet.
Wenn wir mehr Glück mit dem Wetter gehabt hätten, hätten wir von hier noch auf die Ilha Grande weiterziehen können. Ihr seht also, wo wir nicht hingezogen sind. Was sonst noch so passierte: Wir essen richtig leckere Pizza in einem italienischen Restaurant, wir rätseln zusammen am Strand, schauen einen Film über das große Unglück am Mount Everest 1996, verpassen einen Bus (aber nur einen, der eine Stunde später wieder kommt), ich zerstöre schließlich eine Frühstücksschüssel im Hostel.
Unsere Zeit ist endlich und es gibt noch ein beachtliches Ziel auf Vannis Reiseplan. Angra dos Reis ist wohl eher ein Sprungbrett zu den umliegenden Stränden und Inseln, als eine Perle für sich. Für uns ist es auch ein Sprungbrett, weg von der Hafenstadtidylle, rein in die Metropole. Die Silberreiher zeigen schon die Richtung vor. Es geht weiter die Küste hinauf bis nach ...