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Salar de Uyuni - Eine Rallye Dakar in der Salzwüste

von Talja

30. August - 1. September 2022

Manchmal ist so eine Weltreise ja für meinen Geschmack ein bisschen zu aufregend. So wie am Morgen des 30. Augusts zum Beispiel. Ein Nachtbus bringt uns von La Paz in die Stadt Uyuni, den Ausgangspunkt unserer geplanten Tour in die Uyuni-Wüste. Der Nachtbus ist superbequem und trotzdem ist ein um 180° verstellbarer Sitz eben kein richtiges Bett.
Nichtsdestotrotz wollen wir uns für den gleichen Tag eine Tour suchen, wir haben nämlich noch nichts gebucht. Um 7 Uhr kommen wir am Busbahnhof an, werden von Touranbietern umringt und können sie gerade so abwimmeln, um was frühstücken zu gehen.

Jeep

Um 10:30 Uhr sitzen wir schon hier drin. Dieser Jeep mit Allradantrieb wird uns die nächsten 3 Tage durchs Gelände fahren. Beziehungsweise eher gesagt unser Fahrer Franklin. Mit dabei sind an Tag 1 ein Pärchen aus England und eines aus Frankreich, ab Tag 2 sind die Engländer nicht mehr an Bord; stattdessen leisten uns Pavel und Heiko Gesellschaft. Und Fahrer Franklin? Der ist bei seinen Kollegen als Wüstenrennfahrer bekannt und zieht locker an allen anderen vorbei. Sicher fühlen wir uns meisten trotzdem. Gibt in der Wüste ja kaum was, wo man dagegen fahren kann.

Eisenbahnfriedhof

Unsere Tour beginnt auf dem Eisenbahnfriedhof. Nur noch ein Gleis ist hier noch in Betrieb, mit dem noch sporadischer Güterverkehr zwischen Chile und Bolivien betrieben wird. Der Großteil der Zugwägen ist brachgelegt und wird über Nacht Stück für Stück weggeklaut, um als Altmetall zu Geld verhökert zu werden.

Rallye Dakar

Franklin gibt Gas und brettert mit 100 km/h durch die Wüstenlandschaft. Dann bittet er uns, für 4 Minuten die Augen zu schließen. Machen wir. Plötzlich meint er "Öffnen!" und ... uns offenbart sich strahlendes, endloses Weiß, wohin das Auge reicht. Aus der Stadt Uyuni sind wir in der Salzwüste Salar de Uyuni angekommen, der größten Salzpfanne der Welt.

Hier hat 2014 die Rallye Dakar stattgefunden, mit teils dramatischen Ausgängen. Durch die Regenzeit war der Boden aufgeweicht. Normalerweise fährt man dann 10-20 km/h, um den Motor nicht zu beschädigen, erzählen Franklin und Oscar. Natürlich nicht so die Rennfahrer. Als Resultat schlittern sie extrem, die Motoren versalzen, es kommt zu Pannen und Unfällen.

Flaggen

Heutzutage lassen sich hier die Meisten mit dem Jeep hinkutschieren. Vor der Jahrtausendwende war das noch anders, erzählt Franklin. Abenteuerwillige sind mit Sack und Pack tagelang von der Stadt Uyuni aus gewandert, um die berühmt-berüchtigte Salzwüste Boliviens zu Gesicht zu bekommen. Die ersten Besucher haben deshalb an dem ersten Salzhotel der Salar de Uyuni die Fahnen ihres Landes dagelassen. Beeindruckend! Nur eine deutsche Fahne entdecken wir nicht.

Dino

Noch vor unserer Fahrt meint Max: "Ich hoffe, wir machen nicht diese albernen Fotos mit Cola- und Bierflaschen und irgendwelchen Spielzeugfiguren, die im Zusammenhang mit der Salzwüste immer von den Schaufenstern der Reiseagentouren angepriesen werden." Hmm, hab ich irgendwie noch gar nicht gemerkt. Ein paar Stunden später geben uns unsere Guides (wir fahren mit einer zweiten Gruppe von Italienern) genaue Anweisungen für das bestehende Fotoshooting. Immerhin mit einem coolen Dino. Und als Gruppenerfahrung ist es doch ganz witzig.

Mittagstisch

Schmecken lassen. Ist leider nicht so viel dran an unseren Mitreisenden.

Kakteeninsel

Ein Programmpunkt der Tour ist der Besuch der Isla Incahuasi, einer kleinen Wüsteninsel mit beeindruckend großen Kakteen. Früher war die Insel noch von einem See umgeben, der aber nach und nach zur Wüste vertrocknete.

Riesenkaktus

Huch, ist der schwindelerregend hoch! Wir sind doch froh, den Eintritt für die Insel bezahlt zu haben und nicht wie anfangs überlegt, unten geblieben zu sein. Von hier oben genießt man nämlich einen großartigen Ausblick.

Spiegeleffekt

Für den anbrechenden Sonnenuntergang haben sich unsere Guides eine Überraschung für uns überlegt und grinsen bei der Erwähnung mit verschlagenem Grinsen vor sich hin. Was die wohl sein wird?
Wir fahren zu der Stelle, wo der Regen aus den Regenzeitmonaten Dezember bis März noch nicht verdunstet ist. Begeistert planschen wir mit unseren Regenstiefeln im Wasser herum und versuchen ein Foto vom Spiegeleffekt zu schießen. Auch wenn die Landschaft um uns herum in der untergehenden Sonne wunderschön ist, sind wahrscheinlich zu viele Reisende im Wasser, damit es in Ruhe kommen und so richtig gut spiegeln kann. Ein verrücktes Gefühl ist es allemal - so mit Regenstiefeln in der Wüste!

Konterfoto

Und die Überraschung? Wir sehen schon von Weitem, wie unsere Guides Franklin und Oscar 2 kleine Tische aufbauen und Wein samt Weingläsern darauf drappieren. Ganz nett, denke ich, auch wenn wir nicht die größten Weinfans sind. Doch als sie uns rufen, ist da noch mehr: Stolz päsentieren die Beiden uns ein Tischchen mit kitschig rosafarbener Sahnetorte und Valentintagsluftballons. Hier soll jetzt ein großes Pärchenshooting stattfinden - denn so der Zufall es wollte, befinden sich in beiden Jeeps nur Zweiergespanne.
So richtig begeistert ist keiner von uns, außer vielleicht die französischen Instagrammer. Und doch setzt sich ein Paar nach dem anderen vor die Linse. Uns ist das etwas zu viel, weshalb ihr ein Sonnenuntergangs-Liebes-Foto von uns leider nicht zu Gesicht bekommt. Dafür von mir mit der Weinflasche am anderen Tisch.

Lagune

Wir übernachten in der Stadt Uyuni und fahren am nächsten Morgen wieder raus. Übrigens haben wir die günstigere Tour gebucht, die im Vergleich zur "komfortableren" Variante unserer Mitreisende knapp 200€ weniger gekostet hat. Dafür wurde uns mit mehr Rustikalität und Mehrbettzimmern gedroht. Ist uns für die 2 Nächte herzlich egal.
Und dann haben wir ein richtig nettes Privatzimmer mit eigenem Bad - was bekommen also die Anderen für ihren saftigen Aufpreis, fragen wir uns? Sie fragen wir lieber nicht.
An Tag 2 wird es wieder sehr kühl. Nun sind wir nicht mehr in der Salzwüste - jetzt besuchen wir wunderschöne Lagunen, bestaunen Flamingos, Vicuñas und Lamas.

Rennen auf 4000 m Höhe

Auf über 4000 m Höhe ist Rennen gar nicht so einfach! Auch wenn Mann ein so fitter Kerl ist wie Max.

Arbol de piedra

Die Wüste offenbart viele beeindruckende Steinformationen, darunter den arbol de piedra, den steinernen Baum.

Laguna colorada

Auf dem Wanderweg zur laguna colorada werden wir fast weggeweht, so stark ist der Wind. Wirkt auf euch die Lagune auch etwas verrostet?

Geysire auf 4900 m

Am dritten Tag geht es hoch hinaus. Schon um 5:30 Uhr verlassen wir die Unterkunft mitten in der Wüste. Das Ziel: Geysire auf 4900 m Höhe. Die Minusgrade hier oben lassen uns alle von einem Fuß auf den anderen treten. Umso beeindruckter sind wir vom Amerikaner, der zeitgleich mit uns um 7 Uhr früh mit seinem Motorrad angebraust kommt. Schon seit 10 Monaten sind sein Gefährt und er in den Weiten Lateinamerikas unterwegs.
Vor den Geysiren habe ich ganz schön Respekt. Franklin erzählt, dass hier 2010 eine chinesische Touristin beim Geysir-Selfie hineinfiel und gekocht wurde.

Heiße Quellen

Ordentlich durchgefroren, freuen wir uns riesig auf die heißen Vulkanquellen. So früh am Morgen, auf 4200 m Höhe, im knapp 40° warmen Wasser, mit Blick auf die unendliche Landschaft - das ist so ein ganz besonderer Wohlfühl- und Aha-Moment für mich. Wie wunderschön die Welt doch ist.

Quellen II

Eine halbe Stunde lang dampfen wir zufrieden vor uns hin, dann wird es Zeit. Der Jeep windet sich geschmeidig durch den Sand und kommt vor einem Gemälde zum Stehen...

Max und Salvador

... dem des spanischen Surrealisten Salvador Dalí nämlich. Dalí habe wohl, ohne je in Uyuni gewesen zu sein, genau diesen Ausschnitt einer Wüstenlandschaft gemalt. Dieser Ort in der Wüste wurde deshalb nach ihm benannt: Desierto Salvador Dalí.

Grüne Lagune

Die grüne Lagune. Wir haben Glück, sie so grün zu sehen. Das Zusammenspiel von Bakterien und Wind würden sie wohl häufig in ihrer Grünheit behindern und trüben, so Franklin.

Wüsteneis

Gegen 10:30 Uhr machen wir kurz vor der chilenischen Grenze Halt. Ein paar von unseren 2 Autos fahren nämlich weiter gen Atacama-Wüste. Während Franklin die 4 Leute zur Grenze bringt, warten wir an der laguna blanca, der weißen Lagune. Die beeindruckt Max und mich am meisten. Während die Anderen im Auto ausharren - es ist nämlich unglaublich windig und kalt - schleichen wir uns Wasser hinunter.
Mein erster Gedanke zu dieser bildschönen Landschaft ist Das Lied von Eis und Feuer.

Wüsteneis II

Es brennt zwar nicht. Doch hier vermischen sich Sand mit Stein, mit Wasser, mit Eis, und Gras. Unglaubliche Kontraste, pure Naturgewalt.
Wir finden einen kleinen Steinverschlag, der Windschutz spendet, und setzen uns an seine Rückwand. Ohne den eisigen Wind und mit der Sonne im Gesicht ist es hier angenehm warm. Wir sitzen eine Weile da und genießen.

Heimweg

Der letzte größere Stopp vor dem Heimweg. Wir wandern zur schwarzen Lagune durch eine Felsschlucht. Hier soll es Pumas geben. So scheu wie sie sind, läuft uns leider kein Exemplar über den Weg.
Auf dem Rückweg ist Franklin etwas gesprächiger und erzählt uns, wie gern er diesen Job macht. Das Aufwachsen mit 11 Geschwistern und wenig Geld in der Familie sei hart gewesen. Er habe mit 12 Autofahren gelernt, mit 15 Salz aus der Wüste gefördert. Wir versprechen, ihm eine gute Bewertung zu schreiben, damit er diesen Job hier möglichst lange machen kann.

Die Rückfahrt ist brutal lang. Vor Sonnenaufgang sind wir in den Jeep gestiegen, gegen Sonnenuntergang sind wir endgültig zurück in der Stadt.